Was kann man dieser Kurve entnehmen? Bis über die Grenzen des Audiofrequenzbandes ist die Phasenverzerrung annähern gleich 0. Somit werden alle Frequenzen gleichermaßen verzögert, folglich gibt es hier keine Probleme. Erst oberhalb von 100 kHz beginnt die differenzielle Phasenverzerrung davon abzuweichen, und es werden höhere Frequenzen mehr als die tiefen verzögert. Da diese Erscheinung aber weit außerhalb des Audiobereichs liegt bemerkt man davon nichts, und die Wiedergabe der schnellen Transienten wird nicht verschlechtert.
Das berechnete Phasenverhalten und die berechnete differenzielle Phasenverzerrung sind auf die Situation beschränkt, bei der die Endröhren und der Ausgangsübertrager optimal aneinander gekoppelt und präzise aufeinander abgestimmt sind. Wählt man eine davon abweichende Konfiguration (beispielsweise den Betrieb der Endröhren als Pentoden), dann beginnt die differenzielle Phasenverzerrung schon früher von den 0- Werten abzuweichen. Bei dem Entwurf dieses Ringkern- Ausgangsübertragers wurde darauf geachtet das sich bei der Betriebsweise der Endröhren in Triodenarbeitsweise die günstigste Konfiguration ergibt.
Nun wird (im Kern) die Erklärung gegeben, warum unsere Verstärker, die mit Ringkern- Ausgangsübertragern gebaut wurden, in Trioden Arbeitsweise die Transienten am unverfälschtesten wiedergeben. Es treten dann nämlich keine Abweichungen im Zeitbereich auf. Bei Pentoden- Betrieb kommt man dagegen nur mit Mühe unter die Grenze, ab der die differenzielle Phasenverzerrung hörbar wird.
Die Erkenntnisse, die man aus solchen Betrachtungen ziehen kann, zeigen das bei diesem Bauteil die Ausgangsspannung im Vergleich zur Eingangsspannung zwangsläufig nacheilt. Das kann man bei dem negativen Phasenwinkel ablesen, der bei höheren Frequenzen zunimmt. Bedeutsamer ist jedoch die differenzielle Phasenverzerrung, die angibt, ob manche Frequenzen mehr oder weniger als andere verzögert werden. Die Qualität der Transientenwiedergabe ist eng gebunden an den Betrag der differentiellen Phasenverzerrung.
Weitere Untersuchungen und Experimente mit den van der Veen Ausgangsübertragern zeigten, dass diese weitere besonders wertvolle Vorzüge gegenüber den Standart EI- Kern- Übertragern besitzen.
Durch den Einsatz neu entwickelter, spezieller Wickeltechniken und besonders selektierter Ringkerne waren wir in der Lage, sehr hohe Kopplungsfaktoren zwischen der Primär- und der Sekundärwicklung zu erzielen. Das brachte natürlich auch sehr kleine Werte bei der Streuinduktivität mit sich.
Auch war es möglich, sowohl bei Wechselspannungen als auch bei Wechselströmen einen hohen Grad an Symmetrie bei diesen Übertragern zu realisieren. Zum Beispiel besitzt die Streuinduktivität der einen primären Wicklungshälfte in bezug auf die andere Wicklungshälfte sehr kleine Werte, kleiner oder gleich der niedrigen Gesamt- Streuinduktivität, womit ein hoher Grad an Symmetrie angezeigt wird. Dank dieser Eigenschaften besitzen die neuen Übertrager eine hohe Leistung, ohne dabei in das Gebiet der Kernsättigung bei gleichzeitig relativ kleinen Kerngrößen zu kommen.
Der Übertragungsbereich eines Ausgangsübertragers lässt sich aus den Parametern des Übertragers berechnen.
Nach einem mathematischen Verfahren wird der - 3 dB Frequenzbereich berechnet. Die untere- f -3L sowie die obere Grenzfrequenz f -3H werden bestimmt durch:
- die primäre / sekundäre Selbstinduktion Lp
- die primäre / sekundäre Impedanz Z aa
- das Leistungsverhältnis ?
Ohne näher auf die Berechnungsformeln einzugehen ergibt sich aus dem Ergebnis der sogenannte QF (Qualitätsfaktor) der die Anzahl der Dekaden angibt die der Ausgangsübertrager übertragen kann.
Der QF Faktor für die von uns eingebauten Ausgangsübertrager beträgt 5,5.
Die untere - 3 dB Grenzfrequenz errechnet sich mit 0,3 Hz, die obere unter Berücksichtigung des QF Faktors mit 217 kHz.
Diese Ringkern- Übertrager besitzen somit einen extrem großen Übertragungsbereich.
Durch den Einsatz von Reinsilber/ Gold bei der Primär- und Sekundärwicklung wurden all diese Eigenschaften noch einmal erheblich verbessert.
Das Verzerrungsverhalten eines Röhrenverstärkers ist abhängig von der Qualität des Ausgangsübertragers sowie vom Innenwiderstand der Endröhren.
Außerdem nehmen die Verzerrungen bei tiefen Frequenzen stark zu, je höher die Frequenz, desto kleiner werden die Verzerrungen. Sicherlich ein Grund weshalb Werte über den Grad der Verzerrungen oft bei 1 kHz angegeben werden.
Das Diagramm 1.2 zeigt das Verzerrungsverhalten K 3 (%), Ausgangsleistung (W) Endstufe JS 001, bei 25 Hz, KT 88 im Triodenbetrieb, Übertrager VDV 2100.